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Kanu Links Abenteur auf dem Spanish River Vier stramme Männer aus Norddeutschland kamen im Spätsommer 2002 nach Toronto um einen kanadischen Fluß zu paddlen. So haben sie auf den Spanish River befahren, und ich war derjenige der die Fahrt geführt hat. Einen Monat später hat Peter eine Bericht geschickt den ich hier auf dem Internet anbieten kann. Viel Spaß beim Mitpaddeln! (Die Fotos sind von Thomas und Peter gemacht- einfach mit der Maus dran klicken und so vergrössern.) Eine Tour auf dem Spanish River in Northern Ontario im Sept. 2002 mit Erhard Kraus und Larry Menard Geschrieben von Peter Martin Pünktlich am nächsten Morgen stand Erhard in der Hotellobby und hat sich wohl ziemlich erschrocken, weil sein erster Satz war: "Mein Gott, ich hab zu wenig zu Essen mit". Das mag wohl daher rühren, dass wir alle nicht grade kleingewachsen sind, aber wir konnten ihn beruhigen, dass wir auch mit normalen Portionen auskommen.
Erhard hatte noch seinen Paddelkameraden Larry mitgebracht. So verstauten wir unser Gepäck in die Autos von den beiden und fuhren gen Norden. Es sollte es bis in die Nähe von Sudbury gehen, wo wir von einem Outfitter unsere Kanus erhalten sollten und von dort aus sollte auch der Transfer zum Fluß organisiert werden. Die ganze Fahrt sollte ungefähr 7 8 Stunden dauern. Die Fahrt war sehr kurzweilig und unterhaltsam. Thomas und ich fuhren mit Larry und er hatte unheimlich viel von Land, Leuten und Wildnis zu erzählen. Es gab viel gemeinsames und auch recht unterschiedliches in unseren Kulturen zu entdecken. Mit einem unbedingten "Muss" der kanadischen Kultur wurden wir auch sogleich vertraut gemacht Tim Hortons- Hier frühstückt der Kanadier und das sehr gut! Nach dem Zwischenstop zu Muffins und (sehr gutem) Kaffe ging es weiter. Die Landschaft war jetzt schon so beeindruckend, dass man am liebsten alle 500m angehalten hätte. Larry hat uns, wie gesagt, viel zu den Einzelheiten unseres Weges berichtet und wir waren auch pünktlich bei unserem Zwischenstop im Camp von "Sundog". Dort wurden wir, wie eigentlich überall auch später auf der Reise, herzlich aufgenommen. Wir besichtigten unsere Kanus und eigentlich sollte es sofort weitergehen. Aber leider gab es organisatorische Schwierigkeiten. Erhard hatte vergessen die Frühstückskiste einzupacken. Es war aber kein Problem, da wir an dem Tag eh nicht weit gekommen wären.
Bob, der "Hausmeister" von Sundog sagte, wir sollten im Camp übernachten und am nächsten Morgen könnten die Vorräte ergänzt und die Reise begonnen werden. Letzlich war es sogar eine gute Entscheidung, da es am frühen Abend zu einem unglaublichen Gewitter kam. Wir waren froh nicht irgendwo auf dem Fluß zu sein. Nachdem das Gewitter vorbei war hörte ich zum ersten Mal den Schrei eines Loons (Eistaucher). Es war direkt unheimlich, paßte aber sehr gut zu der Szenerie.
Am nächsten Morgen ging es dann nach dem Frühstück (natürlich bei Tim Hortons) zum Spanish River. Der Tag begann nach dem Gewitter doch recht frisch. Bob und seine Frau brachten uns zu unserem Einsetzpunkt am Duke Lake. Der Spanish River ist an dieser Stelle ein Fluß, der durch die Aneinanderkettung von 12 Seen gekennzeichnet ist. Nach den Seen vereinigt er sich mit dem West Branch des Spanish und wird wieder zum Fluß. Wir hatten zu Beginn ziemlich starken Gegenwind aus Süden. Der Vorteil war, dass dieser Wind warm war und das Wetter sich doch besserte. Erhard sagte, dass es einfacher sei, wenn wir amUfer fahren. So sieht man mehr und hat nicht so gegen den Wind anzukämpfen. Als erstes kamen wir an einer bewohnten Biberburg vorbei. Wir fuhren nah heran und Erhard erläuterte uns den Aufbau der Burg und erzählte uns etwas über das Verhalten und Leben der Biber. Es ging weiter am Ufer entlang durch den Tenth Lake und den Ninth Lake. Am Ninth Lake machte Erhard uns auf die Felszeichnungen der Ureinwohner aufmerksam, die man nur vom See aus sehen kann. Hier zeigte sich wieder der Vorteil einer geführten Tour, denn die Zeichnungen sind schwer zu entdecken.
Weiter gings über Eigth- und Seventh-Lake zum Sixth Lake, wo wir unser erstes Lager aufschlugen. Am Spanish gibt es Camp-Sites, die mit einem Schild markiert sind. Dort ist Platz für Zelte, eine Feuerstelle und das wichtigste- oft auch eine sogenannte "Thunderbox". Diese Boxen sind eine gute Einrichtung, denn Sch... im Wald will gelernt sein. Nach einem üppigen Abendmahl gabs noch ein Lagerfeuer. Zur Sicherung vor Bären wurden vorher alle Vorräte in die Bäume gehängt. Ich hab mich auch im Angeln versucht und nach dem dritten Wurf sogar einen Hecht an der Angel gehabt. Leider war er für die Weiterverarbeitung zu klein und wir entliessen ihn in die Freiheit.
Nach dem Frühstück und einem guten Kaffee aus Erhards Wildniskaffeemaschine (dem Perculator) ging s um 9.00 Uhr wieder weiter. Der Tag fing mit Regen an und es war doch sehr frisch (so um die 12° C). Doch nach kurzer Zeit erholte sich das Wetter und die Sonne schien. Der Wind war auch nicht mehr so stark und das Weiterkommen war angenehm. Wir fuhren wieder am Ufer entlang. Jedesmal wenn Erhard etwas entdeckte hielten wir kurz an. So gab es die Spuren von Elchen und Wölfen am Ufer zu entdecken. Auch die Wege der Biber und Bisamratten konnten wir sehen. Desweiteren klärten Erhard und Larry uns über die Flora am Uferrand und im Wald auf. Im weiteren Verlauf stellten wir fest, dass der Fluss doch wenig Wasser hatte. An den sogenannten "Swifts" auf deutsch Schwallstrecken, steckten wir mit unserem Boot häufiger fest. Dann hieß es "alle Mann raus" und ziehen/ schieben. Es war sehr anstrengend, weil die Steine doch ziemlich rutschig waren. Erhard und Larry betätigten sich zwar als Scouts für die beste Strecke aber wir hatten doch den größeren Tiefgang. Wohl doch zuviel Gepäck oder wir waren einfach nur zu ..."groß" fürs Boot. Wir paddelten dann noch zwei Drittel des Expanse Lakes und schlugen unsere Zelte auf. An dem Tag waren wir wirklich geschafft und lagen relativ früh in den Zelten.
Morgens ging es wie gewohnt nach Früstück und Packen so gegen 9.00 Uhr weiter. Die nächsten swifts waren etwas tiefer und wir kamen sehr gut voran. Nach kurzer Zeit erreichten wir den Zusammenfluss des East- und des West-Branches vom Spanish. Dieser Zusammenfluss wird auch "The Forks" genannt. Ab hier ist der Spanish nun wirklich ein Fluß. Desweiteren stößt man hier auch auf die Strecke der Eisenbahn, welche den Fluß nun für ca. 22 km begleitet. Es war doch einiges an Verkehr auf dieser Strecke. Gegen Mittag kamen wir an die Upper Athlone Rapids. Erhard empfahl diese Strecke zu umtragen. Alles wurde ausgepackt und bis zur Einsatzstelle getragen. Diese Umtragemöglichkeiten an Stromschnellen oder auch als Verbindung zwischen Flüssen und Seen werden "Portagen" genannt. Sie sind mit einem Schild gekennzeichnet, auf dem jemand zu sehen ist, der ein Kanu trägt. Nach dem Umtragen haben wir die Rapids noch besichtigt. Die nächsten, die Lower Athlone Rapids waren für uns befahrbar. Kurz darauf schlug Erhard vor das Lager aufzuschlagen. Wir hatten einen schönen Platz erreicht. Aber die meisten wollten noch weiterpaddeln. Nach einer kurzen Diskussion entschlossen wir uns doch Erhards Rat zu befolgen. Die nächsten Plätze lagen alle an der Eisenbahnstrecke. Dieser Platz lag noch etwas abseits und war ruhiger. Als die Zelte aufgebaut waren und wir im Fluß schwammen, bereuten wir die Entscheidung nicht, mal einen ruhigen Nachmittag zu verbingen. Das Wasser war angenehm, da es mittlerweile doch ziemlich heiss geworden ist. Wir hatten bis jetzt Abstand von einem Bad genommen. Nicht weil es zu kalt war oder wir es genossen, dass man mittlerweile überall klebte. Doch Erhard wies uns gleich am Anfang darauf hin, dass es im Fluss reichlich Blutegel und auch Schnappschildkröten gibt. Aber es war doch sehr erfrischend. Nachdem wir raus waren stellten wir fest, dass uns kein Egel erwischt hatte. Nur, die Plagegeister an Land waren nicht besser. Nach meiner Meinung ist so ziemlich alles was fliegt und ein Insekt ist, scharf auf unser Blut. Erhard meinte, dass es um diese Jahreszeit nicht so schlimm sei. Für uns war es jedenfalls genug. Wie gesagt, der Nachmittag verlief ruhig. Einige paddelten noch ein wenig und die anderen ruhten sich aus.
Nach unserem üblichen Morgenritual gings wieder zeitig los und wir erreichten nach ein paar Kilometern die Portage zum Pogamasing Lake. Hier hielten wir an und gingen auf der Portage zum See. Der See wird künstlich angestaut. In der Vergangenheit wurde dies zur Holzbeförderung gemacht. Wenn das Holz geschlagen war und im See war, öffnete man die Schleusen und ließ alles stromabwärts fließen. Heute dienen diese Dämme zur Regulierung der Zuflüsse. Sie werden von Hand bedient und der Schleusenwärter kommt, bei Bedarf, per Hubschrauber. Als wir den See erreicht hatten, bot sich uns ein schöner Ausblick. Auch der Weg dorthin, entlang den Wasserfällen und Stromschnellen, war beeindruckend. Erhard erklärte uns die Funktionsweise der Holzrutschen, deren Überreste wir noch fanden. Unterwegs haben wir noch Blaubeeren gesammelt. Es ging dann weiter. Die Bahnlinie begleitete uns und die Lokführer gaben jedesmal ein Signal und winkten freundlich, wenn sie uns sahen. Als nächstes kamen wir an einer ehemaligen Holzfällersiedlung Sheahan vorbei. Hier ist ein Bahnhof. Früher haben dort wohl so um die 300 Leute gewohnt. Heute stehen dort noch zwei Häuser und es gibt zwei Bewohner, die das ganze Jahr dort leben. An dieser Station steigen auch noch Leute aus, die ihre Ferien am Pogamasing Lake verbringen wollen. Sie werden dann mit einem Amphibienfahrzeug aus dem 2. Weltkrieg über den Fluß und eine kurze Strecke über Land zum See gebracht. Die nächsten swifts waren alle befahrbar. Ab und zu steckten wir aber noch fest und das Boot wurde sehr kippelig. Doch wir kamen jedesmal ohne größere Schwierigkeiten wieder frei. Eigentlich hatte Erhard einen sehr schönen Platz für die Rast ausgesucht. Doch als wir dort ankamen war dieser schon belegt. Die anderen hatten uns vorher mal überholt. Sie sahen wohl unsere Enttäuschung, da dieser Platz wirklich wunderschon war. Aus diesem Grund konnten sie sich ein breites Grinsen nicht verkneifen und winkten fröhlich herüber. Aber ein paar Kilometer weiter gab es auch ein schönes Fleckchen auf einer Insel. Der Platz war nicht auf der Karte eingetragen, aber Erhard kannte ihn. Wir bauten unsere Zelte zwischen alten, hohen Zedern auf. Am Abend wurde wieder ein Lagerfeuer angezündet und Erhard spielte etwas auf seiner Mundharmonika.
Heute gab es wider nur ein kurzes Stück zu paddeln. Wir hatten unser Ziel ja bald erreicht und wollten noch einen ruhigen Tag verbringen. Als Erhard das sagte, meinte ich, dass ich mich freue heute wieder früh am Rastplatz zu sein. Mit einem Grinsen meinte er: "Die Mücken auch". Wir paddelten noch durch den Spanish Lake und machten auf einer Insel Rast. Dort gab es reichlich Tierspuren und sogar die Hinterlassenschaft eines Bären zu sehen. Er hatte sich wirklich ein schönes Stück mit guter Aussicht für sein "Geschäft" gesucht. Als nächstes kamen wir zu den ZigZag-Rapids. Hier wollten wir das Gepäck umtragen und dann mit den Booten durch die Rapids fahren. Nach dem Umtragen wurden die Rapids eingehend besichtigt und es wurde eine Strecke festgelegt. Erhard und Larry fuhren als erste durch. Dann kamen Christian und Franz. Als letzte Thomas und ich. Alle haben die ZigZags gut geschafft und es wurden eifrig Fotos gemacht. Hinter den Rapids erreichten wir den Rastplatz. Es war wieder ein Geheimtip von Erhard und wunderschön auf den Felsen, an einer breiten Stelle des Flusses gelegen. Kurz nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, schoben die Kollegen vorbei, die vor uns den letzten Rastplatz belegt hatten. Sie wollten wohl auch auf unserem campen und fragten ,ob wir über Nacht blieben. Als wir dies bejahten sahen wir ihre Enttäuschung, konnten uns ein Grinsen nicht verkneifen und winkten ihnen fröhlich zu. Es gibt doch noch Gerechtigkeit auf dieser Welt. Am Nachmittag gingen wir nochmal baden. Abends sahen wir dann viele Biber über den Fluss ziehen. Einige kamen sogar zu unserem Platz, um zu sehen was dort los sei. Nach dem Abendessen beobachteten wir noch weitere Tiere wie Seeadler und Truthahngeier. Als die Sonne untergegangen war wurde uns noch ein einzigartiges Schauspiel geboten. Wir sahen ein phantastisches Nordlicht. Die Farben waren überwältigend. Es war besser als jede Lasershow und selbst Erhard sagte, das er so etwas noch nicht gesehen hatte. Es erschien gradezu unnatürlich und Larry fragte, ob mit dem Abendessen irgendwas nicht in Ordnung war. Wir hatten noch jede Menge Spass und betrachteten die Naturerscheinung noch einige Zeit.
Am letzten Tag hatten wir noch eine kurze Strecke vor uns. Das war auch gut so, denn es wurde mittlerweile unerträglich heiss. Wir ließen uns Zeit mit dem Frühstück, da wir erst gegen Mittag mit Bob am Elbow verabredet waren. Wir waren dann schon ziemlich wehmütig, als es auf die letzte Strecke ging. Pünktlich zu Mittag waren wir dann am Treffpunkt und ebenso pünktlich erschien Bob. Beim Wiedersehen wurden noch jede Menge Scherze gemacht und wir fuhren zurück zum Sundog. Dort lieferten wir die Kanus ab und luden das Gepäck um. Erhard und Larry brachten uns dann nach Toronto zurück. Es war insgesamt ein phantastischer Trip und unser Dank gilt Erhard für die Organisation und Führung und Larry für die Begleitung. Wir haben viel gelernt und wurden auch, trotz anfänglicher Bedenken von Erhard, immer satt. Die Etappen der Tour waren gut zu bewältigen, obwohl wir nicht die allersportlichsten sind. Unser Programm in den letzten vier Tagen in der "Zivilisation" waren mit Besuch vom Sixth Nation Reservat, den Niagara-Fällen und Toronto mit dem CN-Tower auch noch sehr aufregend.
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